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Vom Nutzen und Nachteil des Tourismus

„How have you enjoyed your Breakfast today?“ Diese Frage lief mir heute während des ganzen Flugs nach Hongkong nach. Ich hatte sie enttäuscht. War schon gestern nicht zum Frühstück erschienen und heute auch wieder nicht. Was sie nicht verstehen wollte oder nicht verstehen konnte. War das Frühstück denn nicht gut genug gewesen? In der Tat war ich nicht wirklich begeistert, es war too much und doch zu wenig Auswahl, aber Kritik hätte ich nicht äussern können. „I wasn’t hungry“ antwortete ich und stieg ins TukTuk, das mich zum Flughafen brachte. Und hatte ein schlechtes Gewissen, obschon ich wirklich keine Lust auf Frühstück gehabt hatte.

 

Siem Reap, die „Stadt von Angkor“ ist eine touristische Hochburg. Und doch hat die Stadt ihren Charme bewahrt. Das Hotel, das ich ausgesucht hatte war ganz neu und hatte nur Bestnoten erhalten und in der Tat war es rührend zu sehen, welche Mühe sich die Staff gab. Ein Ort, vom Tourismus noch nicht verdorben.

In Hong Kong stieg ich im „Mini Hotel“ ab – die versprochenen 11m2 müssen inklusive Gang vor dem Zimmer gerechnet sein… Ein grosses Bett, kaum Ablagefläche und hinter dem Bett Klo und Dusche, kein Fenster zum Öffnen. Immerhin hab ich die Luxusvariante gewählt – mit Fenster.

Während in Siem Reap ein kulinarischer Höhepunkt neben dem anderen zu finden ist, musste ich in Hong Kong erst einmal nach einem passablen Restaurant suchen. Von einer Rolltreppe aus sah ich einen Taiwanesen, der jedoch schon sehr voll war. Im zweiten Stock hatte es aber noch Platz – ein Chinese.

Der Aufgang sehr schmuddelig, das Lokal kaum besucht, das Servierpersonal schmeisst sich Servietten zu, während ich eintrete. Seltsame Stimmung. Fast ebenso seltsam die Karte. Ich entscheide mich für ein Okra-Auberginen-Schweinefleischgericht, was ich nach dem zweiten Biss bereue. Die Okra sind gut, die Auberginen fettig – und der Rest entweder einfach schlecht oder halt so wie es nicht Touristen, sondern Chinesen mögen. Oder auch nicht.

Brav esse ich auf mit dem Wissen im Hinterkopf, dass der Gang zum Klo im Hotelzimmer nur wenige Zentimeter beträgt. Bezahlt wird an einer speziellen Kasse, der Betrag ist erstaunlich hoch. Als ich nachhake steht da ein Betrag von 29 Hongkong Dollar, den ich nicht zuordnen kann. Die Crew will oder kann meine Beschwerde nicht verstehen und so gebe ich rasch klein bei – schliesslich haben sie nur eins statt zwei Bier berechnet und die Differenz ist dann nicht mehr gross.

Ich erwische wohl aus Versehen den Hinterausgang und der ist noch übler als der Eingang von vorhin. Mitten auf der Treppe sitzt vielleicht der Koch und raucht, es liegt Unrat herum und ich beeile mich von hier wegzukommen.

Nur ein Tag zuvor hatte ich ein Moped gemietet und war damit zu einem „schwimmenden Dorf“ gefahren. Eine spezielle Attraktion in der Nähe von Siem Reap. Am Ende der Strasse stellte ich das Moped hin und es wurde eine offizielle Parkgebühr berechnet und das Moped erhielt einen eigenen Kleber. Mitten im Nirgendwo. Wenige Meter daneben konnte ich ein Ticket kaufen, um mit einem Boot zum Dorf zu fahren. Preis: 25 Dollar. Viel, aber dafür hatte ich ein Boot mit Platz für vielleicht 20 Personen für mich alleine. Im Boot vor mir sassen zwei Leute…

Wir fuhren gleich los und nach vielleicht einer halben Stunde landeten wir bei einem Restaurant, wo viele kleine Boote warteten. Schwimmwesten lagen bereit und für weitere 10 Dollar konnte man in eines dieser kleinen Boote umsteigen und durch eine fast schon traumhafte Landschaft gleiten.

Doch nach vielleicht 10 Minuten war der Traum wieder vorbei und wir gelangten zu perfekt englisch sprechenden Frauen, die mit vollgeladenen Booten auf uns warteten. Ein Bier? Chips? Ein Heft, um die Schulkinder zu unterstützen? Oder vielleicht doch einen Drink für den Bootsführer? Enerviert lehnte ich ab, irgendwann ist es einfach too much.

Zurück auf dem grossen Boot fuhren wir noch zum riesigen Tonle Sap See, wo wir einige Minuten still standen – gerade so lange, dass die Dame mit dem Schiff voller Waren Zeit hatte…

Der nächste Stopp war im Dorf. Auch hier sollte ich Schulbücher kaufen, ansonsten aber blieb der touristische Rummel grösstenteils aus, weshalb ich endlich eine Dose Sprite kaufte, zum normalen Preis und ich hatte sie mir schon fast erkämpfen müssen. Endlich Normalität.

Auf dem Rückweg stoppte ich mein Moped, um ein paar Fotos zu machen. Ein Mädchen radelte an mir vorbei und fragte „1 Dollar, Sir“? und ich kam ins sinnieren.

Werden im Schnitt 40-50 US-Dollar pro Tourist in diesem Dorf umgesetzt, ist das ein unglaublich hoher Betrag. Der womöglich noch höher liegt, denn die 25 +10 Dollar zahlt wohl praktisch jeder – und dann brauchts nur noch ein paar, die auch etwas essen oder anderweitig konsumieren. Doch die Frage stellt sich natürlich, wer davon profitiert. Die Abgaben an den Staat sind wohl hoch (es werden sauber Tickets ausgestellt) und womöglich kassiert auch der eine oder andere im Dorf ab, während andere von den Brosamen leben.

Vor allem aber stellt sich die Frage, inwieweit der Tourismus dieses Dorf zerstört. Wie ich in anderen Artikeln geschrieben habe, darf man sich das Leben in „natürlichen“ Dörfern nicht allzu romantisch vorstellen. Mit dem Geld wird eine bessere Infrastruktur aufgebaut, werden Schulen und Gesundheitszentren errichtet, können sich die Leute ein Handy leisten, reisen und vieles mehr. Die Gefahr besteht aber defintiv, dass ein solches Dorf seine „Seele“ verliert.

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