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Naturgeräusche pur

Ach, es ist so romantisch. Auch wenn sie, ach lassen wir das. Das Leben ist schön und wenn es auch noch schöner sein könnte, nach den Geschichten über Pol Pot und die Killing Fields mit dem Wissen über die amerikanischen Bombardements – hier unglücklich zu sein ist quasi schon fast ein Affront. Der Wind pfeift durch die Ritzen der winzigen Hütte, das Zirpen der Grillen und Quaken der Frösche dringt durch die Wände in angenehmer, fast schon zu hoher Lautstärke. Das Moskitonetz ist zwar vorbereitet, doch bislang vermiesen mir nicht mal diese kleinen Viecher mein Glück – trotz Regenzeit scheinen sie sich fern von mir zu halten.

Dafür gibt es Bugs in allen Grössen. Auf dem Moskitonetz, im Spülbecken, auf der Klobrille. Bis zu Handtellergross. Gut. Babyhand. Aber immerhin. Und ab und an heulen – Wölfe? Koyoten? Keine Ahnung, was es da draussen für Viecher gibt und die Türe ist alles andere als stabil, aber ein grösseres Tier verheddert sich erst in der Hängematte, die draussen vor der Tür den Eingang versperrt.

Die Anfahrt hierher war allerdings – sportlich. Der Busfahrer mochte Hupe und Überholspur meines Erachtens etwas zu sehr, dafür wurde es uns nie langweilig. Ob entgenkommender LKW (natürlich auf derselben Spur), das Überholen von überholenden Autos, ob das in den Graben Drängen von überbesetzten TukTuks oder auch einfach die mit ganzen, lebenden Schweinen vollbepackten Mopeds, für Spannung war gesorgt. Und je weiter wir uns von der Hauptstadt entfernten, umso lieblicher wurde die Landschaft. Und umso schlechter die Strasse. Was vor allem dann zu einem Problem wurde, als es zu regnen begann und sich schliesslich Nebel über der zauberhaften, von einem satten grün durchsetzten Landschaft niederliess und wir Meter um Meter an Höhe zulegten.

Und dann die Strassendörfer. Alle scheinen etwas zum Verkaufen zu haben – bloss scheinen die Käufer zu fehlen. Dies versuche ich zu ändern und kaufe einer jungen Dame bei einem Stopp – ähm – Gurkensalat? ab. Sie will „1“ dafür, also 100. Falsch. 1000. 25 Rappen. Nun gut, bei diesen Preisen kauf ich ihr auch gleich noch 5 Eier auf der Stange ab, bin dann allerdings ein wenig enttäuscht, weil sie die Eier ohne Stange verkauft. Und noch enttäuschter, weil es sich einfach um gekochte, respektive grillierte Eier handelt. Dabei hatte ich schon gehofft, dass es diese perversen Eier seien, wo der Embryo schon, ach du hast verstanden. Aber davon dann gleich 5 wäre ja auch übertrieben. Wobei ich immer noch nicht verstehe, wie es möglich ist, rohe Eier aufzuspiessen und dann über dem Feuer zu kochen. Aber ich verstehe vieles nicht und das ist auch gut so. (Man kocht die Eier erst und spiesst sie erst dann auf? Aber wozu?)

Nach Ankunft in Sen Monorom, dem Hauptort der abgelegensten, ärmsten und am wenigsten dicht besiedelten Provinz Kambodschas bin ich einmal mehr erstaunt über mein Menschvertrauen, das wohl nicht unüblich ist. Zwar ohne Visakarte, dafür mit umso mehr Bargeld, Laptop, Kameras und und und setzte ich mich zum erstbesten Menschen ins Auto und lasse mich für wenig Geld zur Nature Lodge fahren. Und die liegt völlig ihrem Namen gerecht weit draussen in der Natur. Erschwerend hinzu kommt, dass es bereits dunkel geworden ist und der Typ mit fast schon verräterisch milder Stimme auf mich einredet. Will er mich sedieren, im Glauben lassen, dass alles gut geht? Der Verdacht verdichtet sich als wir wenige Minuten später im Schlamm steckenbleiben. Zuerst schliddern wir noch etwas dahin, doch beim ersten Stück aufwärts drehen die Räder durch und nichts geht mehr. Eindeutig ein Hinterhalt. Zumal er nicht weiterfahren will, sondern kehrt macht, um sein wahres Ziel anzusteuern. Es gebe noch eine andere Strasse zur Nature Lodge. Jaja. Diese Strasse ist dann WIRKLICH abgelegen.

Nun gut, wenige Minuten später setzt er mich in der Pampa ab vor einem Tor, rein fahre er nicht, da er sonst nicht mehr rauskäme und ich Idiot nehme ihm auch das ab. Auf der anderen Seite des Tors mustern mich ein paar junge Männer mit kühlem Kalkül. Aber es geschieht nichts. Und nochmals kurz später bin ich da gelandet, wo Pol Pot hinwollte: in einem Paradies auf Erden in Kambodscha, der Nature Lodge.

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