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Mit Sicherheit?

Paris gleicht einer belagerten Stadt. Dies hat nur bedingt mit der aktuellen Bedrohungslage zu tun, die mal wieder besonders angespannt sein soll. Denn in Paris waren die Sicherheitsbeamte schon vor langer Zeit sehr sichtbar. Heute stehen sie schon morgens um acht bei der Sacre Coeur auf dem Montmartre, Maschinengewehr nicht nur im Anschlag, sondern auch bereits den Finger am Abzug. Manche patrouillieren, andere stehen mit zumindest scheinbar wachem Blick da und beobachten die Gegend.

Jedesmal wenn mir wieder eine solche Truppe begegnet zucke ich leicht zusammen. Sicherer fühle ich mich deswegen nicht. Zum einen werde ich damit permanent an eine Bedrohung erinnert, die von ihren tödlichen Auswirkungen her zumindest bis heute stark überschätzt wird. Zum anderen erstaunt es mich sehr, dass nicht einer dieser Rambos längst selbst Amok gelaufen ist oder zumindest aus Versehen Menschen getötet hat. Vielleicht haben sie ja gar keine scharfe Munition geladen…

Gewöhnungsbedürftig sind auch die Eingangskontrollen an vielen Gebäuden. Viele Kirchen und Einkaufszentren lassen sich nur nach einer kurzen Kontrolle der Taschen betreten. Auch diese Massnahme ergibt für mich wenig Sinn. Zum einen sind die Kontrollen mehr als lasch. In einem doppelten Boden meiner Tasche (letztlich sogar ohne!) liessen sich wohl recht grosse Mengen Sprengstoff transportieren. Auch die Metalldetektoren ergeben wenig Sinn, da meine Tasche sowieso mit Kameras aus Metall gefüllt sind. Und das kurze Uberfahren meiner Kleidung müsste entweder durch meinen Gurt ansprechen – oder völlig ineffektiv sein.

Ich frage mich aber auch, was geschieht, wenn tatsächlich Sprengstoff gefunden würde. Würde der sicherlich nicht allzu gut bezahlte Wachmann wirklich sein Leben aufs Spiel setzen? Oder bei gefundenem Sprengstoff einfach davon rennen und dem Attentäter den Weg frei machen? Müsste es nicht leicht sein, einen solchen Sicherheitsbeamten zu bestechen? Oder die Bombe halt an einem Ort zu deponieren, der nicht geprüft wird?

Dass in Bahnhöfen keine festen und undurchsichtigen Abfallbehälter mehr vorhanden sind, kann ich allerdings nachvollziehen. Und nachdem eine Terrorwarnung auf die Gare de Lyon ausgegeben wurde sind auch die regelmässigen Durchsagen verständlich, dass keine Gegenstände unbeaufsichtigt gelassen werden dürfen. Auch wenn ihr Nutzen wohl höchstens beschränkt ist.

Die Hochrüstung in Paris ist nach den drei letzten Anschlägen zwar verständlich, sollte aber auch nicht den Blick darauf verwehren, dass die Terrorgefahr in Europa in den letzten Jahren stark abgenommen hat – mit Ausnahme des Jahres 2015. Gerne geht vergessen, dass es in den 70er und 80er Jahren regelmässig Attentate auf Flugzeuge gegeben hat, in Italien die Brigade Rosse, in Deutschland die RAF, im Baskenland die ETA, in Israel/Palästina die PLO etc. etc. häufig Terrorattentate verübt haben. Eindrücklich wird dies im verlinkten Artikel dargestellt. Es scheint sich demnach zumindest teilweise auch um einen Sicherheitswahn zu handeln.

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