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Der Sinn des Lebens ist nicht 42…

sondern das Gegenteil von 69. Zumindest implizierte dies die Antwort einer Studentin vor Jahren auf diese Frage. Während ich mich mit der Frage nach dem Sinn des Seins (oder doch eher des Seienden?) an Martin Heidegger zu orientieren versuchte, hatte ihr ihre Mutter wohl die einzige richtige Antwort gegeben: der Sinn des Lebens besteht in der Reproduktion.

Dass in der Reproduktion der Sinn des Lebens besteht wird mir in Momenten meines Liebeskummers bewusst. Aber auch wenn ich die zwei Turteltäubchen vor mir betrachte, die sich nach wenigen Minuten zum vielleicht ersten Mal küssen und Minuten später verschwunden sind. Ihr Gehabe vor dem Kuss erinnerte in der Tat an turtelnde Tauben, bloss dass bei Tauben in der Regel die Männchen die Aktiven sind. Das Glück steht ihr ins Gesicht geschrieben, für sie wird sich die Frage nach dem Sinn des Lebens in diesem Moment kaum stellen. Oder sie weiss die Antwort darauf: in fünf Jahren neben ihm auf dem Sofa sitzen, seinen Bieratem ertragen und hoffen, dass der Balg im Nebenzimmer nicht schon wieder aufwacht. Und bald folgt noch ein Geschwisterchen. Vielleicht ist es Zeit für mich, um zu gehen.

Zuvor hatte ich es tatsächlich in ein irisches Pub gleich neben der Temple Bar geschafft und ein Guinness getrunken. Es war scheusslich. Aber vor der Bar wurde kein schweizerdeutsch, sondern nur schwäbisch gesprochen, die Band spielte ganz ordentlich Radiohead und Oasis. Und nach einer halben Stunde kamen dann auch die ersten Miniröcke, die allerdings auch die nächste halbe Stunde unter sich blieben. Dabei hatte ich schon darauf gehofft, dass die drei innert Kürze filmreif angemacht würden und mir Stoff für mindestens drei Geschichten liefern würden.

Inzwischen bin ich nicht mehr in einem Pub, sondern in einer Disco 50 Meter weiter in der seit einer Stunde ein Alleinunterhalter auf der Gitarre schrummelt, aber ich muss eingestehen: er macht das verdammt kraft- und zugleich gefühlvoll. Und er verspricht, dass alles gut werden wird. Das ist mal eine Ansage. Der ich allerdings schon längst nicht mehr traue. Aber der gute alte Bob lebte auch noch in einer anderen Zeit. Und lebte entspannt im kiffenden Jamaika, das zugleich noch heute eine der höchsten Mordraten der Welt sein eigen nennt. Und wo wohl alles nur noch besser werden kann.

Das erinnert mich daran, dass ich nach Kuba reysen will. Wo demnächst alles besser werden wird, wo demnächst Mc Donalds und Starbucks ihre vorletzten Filialen eröffnen werden und wo einem klar wird: der Sinn des Lebens mag die Reproduktion sein – fraglich ist bloss, ob das sinnvoll ist.

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