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Soziale Ungleichheiten

Dass Belfast eine eher arme Stadt ist, lässt sich an verschiedenen Zeichen festmachen. Zuerst einmal fallen verschiedene repräsentative Gebäude auch in der Innenstadt auf, die schon längere Zeit geschlossen sind. Im Gegensatz beispielsweise zu Manchester sieht man auch fast keine Kräne, die vom Entstehen von Neubauten zeugen.

Ein weiteres Zeichen sind die Preise. Diese sind allerdings erstaunlich. So kostet ein kleines Subway Sandwich mit 2.70 Pfund (ca. 3.50 Franken) sehr wenig, was ein Zeichen für günstige Mieten und tiefe Löhne ist. Denn die amerikanische Kette Subway eröffnet nur Geschäfte, wenn der Profit stimmt. Die Preise sind aber nicht nur tief, sondern es gibt auch ein fast schon unglaubliches Sonderangebot: wer noch ein Getränk dazu nimmt zahlt 3 Pfund. Dies deutet entweder auf ein Überangebot hin – oder auf eine wenig zahlungskräftige Kundschaft – oder auf beides.

Die Preise in Restaurants scheinen mir dagegen „normal“ zu sein, vielleicht ein Hinweis dafür, dass jene, die ins Restaurant gehen auch über genügend Geld verfügen. Zu wenige Restaurants scheint es zumindest in der Innenstadt jedenfalls nicht zu geben.

Diese Spaltung in eine eher reichere und eine eher ärmere Schicht würde auch dem Bild in der Stadt entsprechen. Im Süden finden sich viele schöne Häuser, die auf Wohlstand, aber teilweise auch auf Realitätsverlust schliessen lassen: dass einige tatsächlich im verregneten und kühlen Belfast ein Swimmingpool in den Garten haben bauen lassen zeugt zumindest von grossem Optimismus. Wobei heute der erste wirklich schöne Tag ist, blauer Himmel, Sonne, den ich am Strand der Reichen zu verbringen gedenke.

Auf der anderen Seite stehen die westlichen Quartiere, wo viele Sozialhilfebzüger und Arbeitslose leben. Dies sind auch die Quartiere, wo der Konflikt aktiv geführt worden ist und wo die „Friedensmauern“ stehen. In den reicheren Quartieren gibt es diese überhaupt nicht.

Die im Vergleich eher höheren Preise in den Restaurants könnten aber auch damit zu erklären sein, dass Belfast heute ziemlich viele zahlungskräftige Touristen zählt. Die Hotels siind zwar teuer und wie sich aufgrund von Reviews erahnen lässt von nicht allzu toller Qualität, aber diese Touristen bringen Geld in die Stadt und gehen auswärts essen.

Ein weiteres Zeichen dafür, dass ökonomisch nicht alles zum Besten steht lässt sich dadurch erahnen, dass es beispielsweise beim Zugbetreiber Translink viel zu viele Angestellte gibt – ein Phänomen, das auch aus Griechenland bekannt ist. Überall stehen sie zumindest zu Zweit – und haben wenig bis nichts zu tun. Man kann es gemütlich nennen, die Folgen davon sind aber eben auch in Griechenland zu sehen, das diesen „Luxus“ nur durch Verschuldung finanzieren konnte.

In Nordirland lässt sich dies aber vielleicht mit dem Einfluss Grossbritanniens erklären. Um die Arbeitslosigkeit zu senken und den Konflikt zu entspannen werden „sinnlose“ Arbeitsstellen geschaffen. Dies ist zwar nur Spekulation, aber feststeht, dass Nordirland durch Grossbirtannien – wie auch durch die EU – stark subventioniert wird.

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