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Aufstand in Dublin!

2016 ist für Irland ein grosses Jahr. Nicht zwingend wegen der Gegenwart, die zumindest aus ökonomischer Sicht aber wieder besser aussieht als in den letzten Jahren, sondern wegen des Easter Uprising von 1916. In diesem Jahr wurde der Grundstein gelegt für die Unabhängigkeit der Irischen Republik, die 1922 dann auch erreicht wurde.

Dieses Ereignis wird extrem gefeiert. Inmitten der Stadt ist ein Turm thematisch dazu verkleidet, es gibt Dutzende Bücher, die in den Buchläden aufliegen, im General Post Office wurde eine aufwendig gestaltete Ausstellung errichtet. Das Easter Uprising wurde regelmässig mit Militärparaden gefeiert, war aber natürlich nicht aus dem „Nichts“ entstanden.

Schon Ende des 19. Jahrhunderts, auch als Reaktion auf die grosse Hungersnot der 1840er Jahre, kam die Forderung nach „Home Rule“ auf, nach Selbstverwaltung innerhalb des Vereinigten Königreichs. Es standen sich die Parteien der „Unionists“, der „Home ruler“ und der „Republicans“ entgegen. Erstere forderten eine Beibehaltung des Status Quo, zweitere mehr Selbstverwaltung innerhalb des Vereinigten Königreichs und letztere die Unabhängigkeit Irlands.

Aus historischer Perspektive war der Osteraufstand von 1916 an sich kurzfristig wenig erfolgreich. Verschiedene irische Widerstandsgruppen hatten am Ostermontag die unabhängige irische Republik verkündet und wichtige Gebäude in Dublin besetzt. Der britische Gegenschlag begann recht zögerlich, verlief dann aber umso brutaler und war innert weniger Tage erfolgreich.

Ein grosser Teil des Quartiers rund um das Hauptpostamt wurde verwüstet, Bilder davon erinnern unweigerlich an ein Kriegsgebiet. Rund 3’000 Menschen, die verdächtigt wurden am Aufstand teilgenommen zu haben wurden inhaftiert, die Anführer der neu formierten Irish Republican Army (die im Nordirlandkonflikt eine wesentliche Rolle spielen wird) wurden im Kilmanham Gaol hingerichtet. Dieses Gefängnis ist heute schon beinahe ein Wallfahrtsort für manche Iren und muss sehr eindrücklich sein. Leider waren alle Führungen bereits ausgebucht, sodass ich auf diesen Besuch verzichten muss.

Vor allem die Hinrichtungen wurden von der irischen Bevölkerung nicht goutiert und führten dazu, dass der Widerstand gegen die britische Herrschaft viel stärkere Unterstützung erhielt. In Wahlen im Winter 1918 erhielt die Unabhängigkeitsbewegung, die vor allem durch die (auch im Nordirlandkonflikt wichtige) Partei Sinn Féin getragen wurde eine deutliche Mehrheit. Es folgte ein Unabhängigkeitskrieg, der dem Süden Irlands die faktische Unabhängigkeit brachte. In einer Volksabstimmung entschieden sich die nördlichen Provinzen, die mehrheitlich protestantisch und probritisch waren (und sind) für den Verbleib im Vereinigten Königreich. Damit war auch der Grundstein gelegt für den Nordirlandkonflikt, der die Insel von 1969 bis 1998 beschäftigt hat und zu teilweise absurden Auswüchsen geführt hat.

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